Häufiger Harndrang? Schwacher Harnstrahl?
Unsere Zahl des Monats ist gewaltig: 2,3 Milliarden Männer über 50 weltweit haben Beschwerden beim Wasserlassen. Viele kennen es: Man muss häufiger zur Toilette, besonders nachts. Der Harnstrahl wird schwächer, das Wasserlassen dauert länger oder ist mit unangenehmem Druck verbunden. Solche Beschwerden werden in der Medizin als LUTS bezeichnet – das steht für „Lower Urinary Tract Symptoms“, also Symptome des unteren Harntrakts.
Aber keine Sorge: Diese Beschwerden sind häufig und gut behandelbar. Wir erklären Ihnen, was dahinterstecken kann – und wann Sie zum Arzt sollten.
Zwei häufige Ursachen: Prostatavergrößerung und Reizblase
Gutartige Prostatavergrößerung (BPH)
Bei vielen Männern vergrößert sich im Laufe des Lebens die Prostata – das ist eine kleine Drüse, die unterhalb der Blase liegt. Diese gutartige Vergrößerung (medizinisch: benigne Prostatahyperplasie, kurz BPH) drückt auf die Harnröhre und macht das Wasserlassen schwieriger.
Typische Beschwerden bei BPH sind:
- Schwacher oder unterbrochener Harnstrahl
- Das Gefühl, die Blase wird nicht ganz leer
- Häufiger Harndrang – vor allem nachts
- Plötzlicher, starker Harndrang
- Nach dem Wasserlassen tropft es nach
Diese Beschwerden können mit der Zeit zunehmen. In manchen Fällen kommt es sogar zum Harnverhalt – also dazu, dass man gar nicht mehr urinieren kann. Das ist ein Notfall und sollte sofort behandelt werden.
Reizblase (überaktive Blase)
Auch eine Reizblase kann hinter häufigem Harndrang stecken. Hier liegt meist keine Vergrößerung oder Verengung vor – die Blase reagiert einfach überempfindlich. Man muss oft plötzlich und dringend zur Toilette, manchmal auch mit ungewolltem Urinverlust.
Wann sollte man zum Arzt?
Wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome bei sich bemerken:
- Häufiges oder plötzliches Wasserlassen (auch nachts)
- Schwacher Harnstrahl
- Nachtröpfeln
- Das Gefühl, nicht "leer" zu werden
- Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen
...dann sprechen Sie bitte mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt oder vereinbaren Sie einen Termin beim Urologen. Je früher wir die Ursache erkennen, desto besser können wir behandeln – und oft sogar Folgeschäden verhindern.
Was passiert bei der Untersuchung?
Der Arzt oder die Ärztin wird mit Ihnen über Ihre Beschwerden sprechen und möglicherweise:
- Ihre Blase und Prostata mit Ultraschall untersuchen
- Eine Urinprobe nehmen
- Den Harnstrahl messen
- Ein sogenanntes Blasentagebuch empfehlen – darin notieren Sie, wann und wie oft Sie zur Toilette gehen
Keine Sorge: Diese Untersuchungen sind in der Regel schmerzfrei und schnell gemacht.
Wie kann man die Beschwerden behandeln?
Mit einfachen Maßnahmen:
- Abends weniger trinken
- Alkohol und koffeinhaltige Getränke reduzieren
- Die Blase trainieren, zum Beispiel mit festen Toilettenzeiten
- Medikamente überprüfen lassen (manche Mittel fördern Harndrang)
Mit Medikamenten. Es gibt gut verträgliche Medikamente, die:
- Den Harnfluss verbessern
- Die Prostata verkleinern (bei entsprechender Größe)
- Die Reizblase beruhigen
Der Arzt bespricht mit Ihnen, was in Ihrem Fall sinnvoll ist.
Mit einem kleinen Eingriff: Wenn Medikamente nicht helfen oder die Beschwerden sehr stark sind, kann die vergrößerte Prostata operativ behandelt werden – zum Beispiel durch eine TURP, eine schonende Operation durch die Harnröhre. Solche Eingriffe sind heute Routine und sehr wirksam.
Beschwerden nicht ignorieren
Probleme beim Wasserlassen sind nichts, worüber man schweigen sollte. Sie sind häufig – und sie sind behandelbar. Ob es sich um eine vergrößerte Prostata oder eine überaktive Blase handelt: Wir helfen Ihnen, die Ursache zu finden und die passende Therapie zu wählen.
Sprechen Sie uns gerne an. Ihre Lebensqualität liegt uns am Herzen.
Ihre Hausärztinnen in Tiefenbach
Quelle: Deutsches Ärzteblatt